Ein „Jubiläum vor dem Jubiläum“ hat die Traunreuter Kolpingsfamilie gefeiert. Im Sommer 1847 – vor 175 Jahren – wurde Adolph Kolping zweiter Präses des katholischen Gesellenvereins in Elberfeld (Wuppertal). Drei Jahre später – 1850 – kam es zum Zusammenschluss mehrerer Gesellenvereine. Aus diesem Zusammenschluss entwickelte sich das heutige Kolpingwerk.

Im Traunreuter Kolpingvorstand war man sich einig: „Wir möchten daran erinnern, dass unser Gründer für Menschen in Not da war. Und daran, dass er schon 1847 als Gesellenvater tätig wurde. So gesehen, haben wir heuer allen Grund zum Feiern.“

Präses Pfarrer Thomas Tauchert, der dem Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche am Sonntag, 26. Juni 2022, vorstand, begrüßte außer den Mitgliedern der Traunreuter Kolpingsfamilie auch die Fahnenabordnungen des Bezirks Traunstein sowie der Kolpingsfamilien Inzell und Ruhpolding. Er erwähnte, dass er kürzlich das Grab Kolpings in der Kölner Minoritenkirche besucht habe.

Die Ansprache hielt Dr. Norbert Wolff, Kirchenhistoriker und zweiter Vorsitzender der Traunreuter Kolpingsfamilie. Ausgehend von der Tageslesung beleuchtete er die Berufungsgeschichte Adolph Kolpings. Dieser habe als Schuhmachergeselle die Probleme der damaligen Handwerker am eigenen Leib erfahren und sei daher prädestiniert gewesen, sich um Menschen zu kümmern, die von Armut, Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit bedroht waren.

Kurz nach seiner Ernennung zum zweiten Präses habe Kolping einen bemerkenswerten Satz formuliert: „Unser Wahlspruch aber ist Beten und Lernen und Arbeiten, alles mit Ernst und doch mit Fröhlichkeit.“ Heute, so Wolff, würde man vielleicht sagen: „Spiritualität und Bildung und Engagement, alles mit Realitätssinn und mit Optimismus.“ Das aktuelle Jahresprogramm der Traunreuter Kolpingsfamilie entspreche genau diesen Ideen: „Hier finden sich Gottesdienste, Vorträge und Besichtigungen sowie soziale Aktionen. Auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz.“

Nach dem Gottesdienst begrüßte Ernst Biermaier, erster Vorsitzender der Traunreuter Kolpingsfamilie, die Gäste im Pfarrsaal und wies noch darauf hin, dass das Kolpingwerk sich inzwischen zu einem internationalen Sozialverband entwickelt habe. Bei Weißwurst, Brezn und Bier, Kaffee und Kuchen (letzterer von den Traunreuter Kolpingfrauen gebacken) klang das Fest aus.

Text: Dr. Norbert Wolff, Foto: Cavajal