Festlicher Abschluss des Jubiläumsjahres in Nettuno mit Traunreuter Delegation: Am 06. Oktober 1973 unterzeichneten die damaligen Bürgermeister Franz Haberlander (Traunreut) und Antonio Simeoni (Nettuno) die Gründungsurkunde in Nettuno und be-siegelten damit eine Städtefreundschaft, die bis heute anhält. Am 06. Oktober 2023 konnte das Versprechen von 1973 erneuert werden.

Nachdem Antonio Simeoni die anstrengende Reise nach Traunreut zum Jubiläumsfest nicht antreten konnte, lies er es sich nicht nehmen, an den Feierlichkeiten in Nettuno teilzunehmen. In einer emotionalen Rede lies er seine Erinnerungen und Eindrücke Revue passieren und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Partnerschaft, die er vor 50 Jahren gegründet hatte, heute noch besteht.

Im Sitzungssaal der Stadt Nettuno fand die Zeremonie statt, musikalisch untermalt von der Band „Angelo Castellani“ und dem „Corale Cittá di Nettuno“, der gleichzeitig mit der Gründung der Städtepartnerschaft eine Freundschaft mit regem Austausch mit dem Sän-gerchor Traunreut begann.
Bürgermeister Dangschat erinnerte in seinem Grußwort an historische Momente der An-fangsjahre, an den Austausch der Jugend, an die selbstverständliche Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern nach einem Erdbeben, an die bayerische Woche in Nettuno, an Veranstaltungen, die wirtschaftlich, kulturell oder vom Tourismus geprägt waren. „Unse-ren beiden Städten war es von Anfang an wichtig, dass diese Partnerschaft durch die Menschen unserer Gesellschaft dauerhaft gestaltet wird. Wie eine zarte kleine Pflanze, die gehegt und gepflegt werden wollte, wuchs über all die Jahre ein großer stattlicher Baum“, so Dangschat. Ihm ist in erster Linie wichtig, „die Bande unserer Freundschaft weiterhin zu vertiefen und zu stärken“.

Beim 10-jährigen Jubiläum im Jahr 1983 wurde die Freundschaft in einer weiteren Urkunde besiegelt mit dem Text:
„Wir, die Bürgermeister und Stadträte von Traunreut und Nettuno, beschließen heute in der gemeinsamen Sitzung, die zwischen unseren Gemeinden bestehende Freundschaftsbande zu vertiefen und den Jugendaustausch besonders zu fördern. Wir übernehmen auch im Namen unserer Bevölkerung die Verpflichtung, der Einheit eines freien Europas zu dienen. Wir erklären uns überzeugt, dass wir jedes Mittel versuchen müssen, um den Frieden zwischen den ver-schiedenen Völkern zu verstärken.“

Auch Dr. Antonio Repucci, amtierender Präfekt in Nettuno hob den hohen Stellenwert der Städteverbindung Traunreut – Nettuno hervor. „50 Jahre partnerschaftliche Aktivitäten
im Europäischen Gedanken seien schon etwas ganz Besonderes und verdienen aller-höchste Anerkennung, dieser Kontinuität zolle ich meinen Respekt“ sagte Dr. Repucci.
Die Stadt Nettuno hatte sich aber für ihre Gäste auch ein sehr interessantes Besichti-gungsprogramm einfallen lassen. Bekanntlich wurde Rom auf sieben Hügeln erbaut. Auf einem Hügel, dem Quirinal wurde im 16. Jahrhundert der ausgesprochen dominante Quirinals-Palast erbaut. Der ehemalige Sommersitz der Päpste war später bis 1946 Resi-denz der italienischen Könige und ist heute Amtssitz des Staatspräsidenten der Italieni-schen Republik. Außerdem tagen in den Räumen der Oberste Verteidigungsrat, der oberste Justizrat sowie verschiedene parlamentarische Gremien. Die Delegation konnte bei einem geführten Rundgang die prächtigen Räume mit kostbaren Kunstschätzen be-staunen. Ein interessanter Aspekt war, dass in verschiedenen Räumen die jahrhunderte-alten Gemälde, Wandteppiche und Möbel mit modernen Exponaten kombiniert worden waren, was man durchaus als gelungen bezeichnen konnte.

Weiterer stand ein Besuch des Torre Astura, einer mittelalterliche Burg am Tyrrhenischen Meer auf dem Programm. In der Antike lag in der Nähe die Siedlung Astura. Dokumenta-risch taucht Astura jedoch erst wieder 987 auf und wechselte seine Herren im Lauf der Jahrhunderte mehrmals. Im September 1268 versuchte der letzte Stauferkönig Konradin nach der verlorenen Schlacht bei Tagliacozzo sich von Astura aus nach Pisa auszuschiffen. Er wurde jedoch von Giovanni Frangipane, eigentlich ein Lehensmann der Staufer, festge-setzt und an seinen Gegner Karl von Anjou ausgeliefert, der Konradin am 29. Oktober 1268 in Neapel köpfen ließ. Damit war die Herrschaft der Staufer in Italien beendet.2005 be-antragte die Provinzregierung von Rom die Aufnahme des Torre Astura in die Liste des Weltkulturerbe der UNESCO
Heute liegt die Burg in einem Militärgebiet, wodurch der Zugang nicht möglich ist. Aller-dings blieb durch diesen Umstand die Küste hier von Zersiedelung verschont. Dadurch entstand ein einzigartiges Naturparadies.

Das 1.500 Hektar große Areal um den Torre Astura steht unter militärischer Hoheit, dem Territorialen Technischen Büro für Landrüstung. Der Zweck dieser Institution ist es, Waf-fen, Fahrzeuge und Munition aller Arten und Kaliber zu überprüfen und zu testen, um die Effizienz der vorhandenen Ausrüstung sowie die Fortschritte im Bereich des Schießpulvers und die Verbesserungen in der Metallurgie, die von der Industrie in die Produktionspro-gramme des modernen Materials eingeführt wurden, zu überprüfen.
Lediglich in den Sommermonaten ist an Wochenenden der Besuch des wunderschönen Strandes für die Bevölkerung möglich.

Ein weiterer Ausflug galt dem malerischen Gebirgsdorf Sermoneta, einem schmucken Ört-chen mit einer imposanten Burg, die einst von den Familien der Caetano oder der Borgia bewohnt war.
(Text: Gerti Winkels)